Männliches Cannabis und weibliches Cannabis: Das sind die Unterschiede
Medizinische Cannabispräparate werden aus den Blüten der weiblichen Cannabispflanze hergestellt. Sie sind der wesentliche Träger der therapeutischen Eigenschaften von Cannabis. Männliches Cannabis dient hingegen der Zucht oder kommt außerhalb des medizinischen Spektrums als Nutzhanf zum Einsatz. Bei der Erzeugung von medizinischen Präparaten sind männliche und weibliche Cannabispflanzen strikt voneinander zu trennen.
Ansonsten droht der Ernte ein erheblicher Qualitätsverlust und dem Arzneimittel ein unzuverlässiges Wirkungsprofil. In diesem Beitrag informieren wir über die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale und zeigen auf, inwiefern die gemeinsame Aufzucht von männlichen und weiblichen Cannabispflanzen dem therapeutischen Potenzial schadet.
Die Geschlechter der Cannabispflanze im Überblick
Cannabispflanzen gehören zu den diözischen Pflanzen. Das bedeutet, dass es separate männliche und weibliche Exemplare gibt. Die weibliche Cannabispflanze erzeugt Blüten mit einem hohen Anteil Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).[1] Diese Inhaltsstoffe verfügen über schmerzlindernde [2], beruhigende und angstlösende Eigenschaften.[3] Sie bilden das Kernstück der Cannabistherapie. Die männliche Cannabispflanze verfügt nur in sehr geringem Ausmaß über THC und CBD. Sie ist für die therapeutische Anwendung ungeeignet. Stattdessen produziert sie Pollen, deren natürlicher Zweck in der Bestäubung von weiblichen Cannabispflanzen liegt. Bestäubte Pflanzen bringen wiederum Samen hervor und treiben so die Fortpflanzung voran. Dementsprechend ist die männliche Cannabispflanze ein notwendiger Bestandteil für die Herstellung von Cannabissamen und für die Zucht neuer Sorten. Hat die weibliche Cannabispflanze jedoch erst einmal Samen gebildet, sind ihre Blüten für den medizinischen Gebrauch ungeeignet. [1]
Ob und inwiefern männliches Cannabis erwünscht ist, hängt mit dem Aufzuchtziel zusammen. Besteht das Ziel darin, eine neue Sorte zu schaffen oder Samen für den weiteren Anbau hervorzubringen, sind männliche Exemplare unerlässlich. Geht es hingegen darum, Blüten mit einem medizinisch zuverlässigen Wirkungsprofil zu erzeugen, darf keinerlei Kontakt zwischen weiblichen und männlichen Cannabispflanzen bestehen. Die Ausbildung von Samen sorgt für Unregelmäßigkeiten im Wirkungsprofil und aus Sicht vieler Patient:innen für einen unangenehmen Geschmack. Allerdings kommt es auch in der Samenproduktion oder bei Zuchtabläufen zu einer strikten Trennung der Geschlechter. Um die optimale Kontrolle des Anbaus zu gewährleisten, den richtigen Zeitpunkt abzupassen und für ein stabiles, einheitliches Ergebnis zu sorgen, wird die Bestäubung stattdessen oft künstlich vorgenommen.[4]
Die männliche Cannabispflanze erkennen
Die männliche Hanfpflanze ist von geringerer Größe als ihr weibliches Äquivalent. Sie bringt weniger Äste und Blätter hervor. Ihr Hauptmerkmal sind die sich an den Blattachseln (also zwischen Stamm und Ast) herausbildenden Pollensäcke. Diese kleinen, deutlich kugelförmigen Strukturen enthalten die Pollen für die Bestäubung und damit das für die Zucht und Samenproduktion relevante Ernteerzeugnis. Bei der Aufzucht erscheinen die Stiele männlicher Cannabispflanzen zunächst vergleichsweise dick, da die Bildung der Pollensäcke bereits früh und im Inneren der Pflanze beginnt. Die männliche Hanfpflanze reift in zwei bis drei Wochen, das heißt, deutlich schneller als weibliche Exemplare.[1]
Sollten männliche Cannabispflanzen neben weiblichen Exemplaren aufwachsen, kommt es früher oder später zur Bestäubung. Die weiblichen Pflanzen werden daraufhin Energie aufwenden, um Samen zu produzieren. Dies sorgt für einen geringeren und nur schwer zu kalkulierenden Gehalt der therapeutisch wirksamen Stoffe THC und CBD. Für die Aufzucht von Cannabisblüten zu medizinischen Zwecken ist die Früherkennung und anschließende Isolation männlicher Exemplare daher von großer Bedeutung.[5]
Die weibliche Cannabispflanze erkennen
Weibliche Cannabispflanzen sind die Hauptproduzenten der medizinisch relevanten Cannabinoide THC und CBD. Die größten Träger dieser Wirkstoffe sind die auf den Blüten befindlichen Trichome. Hierbei handelt es sich um feine Drüsen von haarähnlicher Struktur. Aus den Blüten stehen sogenannte Pistillen ab, deren Ende auch als Blütenstempel bezeichnet wird. Bei erntereifen Blüten nehmen die Pistillen eine dunkle Färbung an, die je nach Sorte braun, rot, gelb oder bläulich sein kann. Im Vergleich zu männlichen Pflanzen weisen weibliche Exemplare zudem eine dichtere Blattstruktur auf. Da männliche Exemplare keine Blüten ausbilden und nur über sehr geringe Mengen an wirksamen Cannabinoiden verfügen, kommen ausschließlich weibliche Cannabispflanzen für die Erzeugung medizinischer Präparate zum Einsatz.[6]
Wie unterscheidet man die männliche Hanfpflanze von der weiblichen?
Die männliche Hanfpflanze verfügt über einen kleineren Wuchs, wenige Blätter und bildet runde Pollensäcke aus. Sie trägt keine Blüten. Bei der Aufzucht erreicht sie ihre Geschlechtsreife in zwei bis drei Wochen. Dabei mutet ihr Stamm zunächst dicker an als bei weiblichen Exemplaren. Die weibliche Cannabispflanze wächst deutlich höher als männliche Exemplare und verfügt über dichte Blätter. Sie zeigt schon früh erste Ansätze von Pistillen, um die herum sich mit zunehmendem Wachstum dichte Blüten bilden, die wiederum eine klebrige Schicht aus weißen Trichomen tragen.[1]
Welches Cananbis wird für medizinisches Cannabis genutzt? Weibliches oder männliches?
Da die Blüten von weiblichen Cannabispflanzen eine erheblich höhere Konzentration an therapeutisch wirksamen Cannabinoiden aufweisen, kommen nur sie für die Erzeugung medizinischer Präparate in Frage. Männliches Cannabis ist hingegen für die Zucht neuer Sorten und für die Produktion von Samen erforderlich.[6]
Die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Cannabispflanzen
Männliches Cannabis | Weibliches Cannabis | |
---|---|---|
Erscheinungsbild | ausgewachsen eher klein · runde Pollensäcke zwischen Stamm und Ästen · weniger Blätter | · Blüten von dichter Blattstruktur · aus den Blüten herausragende Pistillen · verfügt über Trichome · hoher Wuchs · viele Blätter |
Grund der Kultivierung | · Pollenproduktion für die Samenbildung weiblicher Cannabispflanzen · genetischer Beitrag zur Zucht neuer Cannabissorten | Erzeugung von therapeutisch wirksamen Cannabinoiden (in den Blüten) |
Medizinischer Wirkstoffgehalt | kaum therapeutisch relevante Cannabinoide | hoher Gehalt an THC und CBD, den Hauptbestandteilen der Cannabistherapie |
Die Wichtigkeit der Geschlechtsbestimmung bei Cannabispflanzen
Um den Rohstoff für medizinische Präparate nicht durch Samenbildung zu kontaminieren, müssen männliche und weibliche Cannabispflanzen getrennt voneinander aufgezogen werden. Die ungewollte Bestäubung durch männliche Exemplare kann eine gesamte Ernte für den medizinischen Gebrauch untauglich machen. Mithin ist es entscheidend, männliches Cannabis früh zu identifizieren und aus der Anlage zu entfernen. In der professionellen Arzneimittelherstellung kommt hierfür technische Unterstützung zum Einsatz. Zum Beispiel erlauben hochauflösende Kameras, die Eigenschaften männlicher Pflanzen früh zu identifizieren. Auch chemische Analysen und Gentests sind Bestandteil professioneller Anbaumethoden.
Gibt es zweigeschlechtliche Cannabispflanzen?
Manche Cannabissorten neigen in besonderen Stresssituationen dazu, zweigeschlechtliche Eigenschaften auszubilden. Ist dies der Fall, spricht man von Hermaphroditismus. Er kann bei ungleichmäßiger Nährstoffversorgung, schlechten Licht- und Temperaturverhältnissen und Erkrankungen entstehen. Manche Sorten neigen auch zum Hermaphroditismus, wenn die Bestäubung zu lange ausbleibt. In den meisten Fällen führt Hermaphroditismus dazu, dass die weibliche Cannabispflanze beginnt, sich selbst zu bestäuben und minderwertiges Saatgut zu produzieren.
In der Natur erfüllt dies den Zweck, die Fortpflanzung trotz mangelhafter Umweltbedingungen zu gewährleisten. Bei der Erzeugung von Cannabispräparaten entstehen dadurch jedoch ungewünschte Samen, die Blüten kontaminieren und das Wirkungsprofil unberechenbar verändern.[7]
Wie findet man einen Arzt für die Behandlung mit medizinischem Cannabis?
Medizinisches Cannabis ist in Deutschland rezeptpflichtig. Grundsätzlich dürfen alle Ärzt:innen medizinische Cannabispräparate verschreiben, wenn Aussicht darauf besteht, dass sie zu einer Linderung der Symptome beitragen. Mitunter wird Cannabis als Schmerzmittel [2] eingesetzt, bei Schlafstörungen [8], aber auch gegen Übelkeit (zum Beispiel im Zusammenhang mit anderen Medikamenten) [9] oder als beruhigendes Mittel gegen Nervosität und Angstzustände [3]. Die Ärzt:innen von Nowomed sind auf die therapeutische Anwendung von Cannabis spezialisiert.
Dadurch können sie eine Cannabistherapie mit Expertise unterstützen, Nebenwirkungen vorbeugen und die Anwendung, einschließlich Sorte und Dosierung, sachkundig an die individuellen Bedürfnisse von Patient:innen anpassen. Um mit den Ärzt:innen von Nowomed in Kontakt zu treten, können Sie sich kostenlos registrieren und unseren Anamnesebogen ausfüllen. Anschließend haben Sie die Möglichkeit, ein Erstgespräch zu buchen und Ihre Eignung für die Cannabistherapie feststellen zu lassen.
Zusammenfassung
Männliches Cannabis ist bereits früh an sich entwickelnden Pollensäcken zu erkennen. Weibliches Cannabis bildet seine ersten Geschlechtsmerkmale vor allem anhand von Pistillen und Blütenansätzen aus. Im ausgewachsenen Zustand ist die weibliche Cannabispflanze deutlich größer und verfügt über mehr Blätter als ihr männlicher Gegenpart. Kommt es zur Bestäubung weiblicher Cannabispflanzen beginnen diese damit, Samen anstelle weiterer Cannabinoide zu produzieren. Die medizinische Wirkung der Blüten wird dadurch unzuverlässig. Für die Erzeugung von medizinischen Cannabispräparaten ist es daher zentral, männliches Cannabis von weiblichen Exemplaren zu unterscheiden, auszusondieren und jede Kontamination durch Pollenflug zu vermeiden.
Männliches Cannabis und weibliches Cannabis – FAQs
Wie kann ich belegen, dass ich Cannabispatient bin?
Um den eigenen Status als Cannabispatient:in zu belegen, reichen eine Kopie des Rezepts und der Personalausweis oftmals aus. Manche Apotheken bieten verschiedene (nicht-amtliche) Formate von Cannabis-Patientenausweisen an, um die Kommunikation mit Behörden zu erleichtern.
Was sind die Vorteile der männlichen Hanfpflanze?
Die männliche Hanfpflanze wächst schneller als ihr weibliches Äquivalent und verfügt über keine therapeutisch relevanten Inhaltsstoffe. Sie bildet hingegen Pollen, die für die Bestäubung und Fortpflanzung weiblicher Cannabispflanzen notwendig sind. Mitunter kommt die männliche Hanfpflanze als Nutzhanf in außermedizinischen Bereichen zum Einsatz.
Wie erkenne ich eine männliche Hanfpflanze?
Männliche Hanfpflanzen sind kleiner als weibliche Exemplare und verfügen über runde Pollensäcke, die sich zwischen dem Stiel und den Ästen ausbilden.
Was ist der Unterscheid zwischen männlichen und weiblichen Cannabispflanzen?
Männliche Cannabispflanzen verfügen über Pollensäcke, wohingegen weibliche Cannabispflanzen Blüten ausbilden. Die Pollensäcke der männlichen Pflanzen sind als runde Strukturen zwischen Stiel und Ast zu erkennen. Cannabisblüten sind hingegen an ihren Pistillen und Trichomen zu erkennen. Weibliche Cannabispflanzen wachsen oft höher und blattreicher als männliche Exemplare.
Kann man weibliche Cannabispflanzen rauchen?
Die Blüten der weiblichen Cannabispflanze enthalten die Wirkstoffe THC und CBD, die medizinische Zwecke, mitunter in der Schmerztherapie oder bei der Behandlung von Schlafproblemen erfüllen. Die medizinisch vorgesehene Darreichungsform ist jedoch nicht das Rauchen, sondern die Inhalation der Wirkstoffe mittels Vaporisator.
Wie erkenne ich eine weibliche Cannabispflanze?
Die weibliche Cannabispflanze verfügt über Blüten, die an ihren Pistillen und haarähnlichen Trichomen zu erkennen sind. Ist die Pflanze noch im Wachstum begriffen, gilt es Ausschau nach ersten Ansätzen von Pistillen zu halten, die wie längliche Fäden aus den Blüten der Pflanze abstehen.
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